Arm. argel `Hindernis', denomin. argelum `wehre, halte ab, halte zurück'; vielleicht mit o-Abtönung orm `Mauer' (*ork-mo-?);
gr. ἀρκέω `wehre, halte vor, schütze, helfe; halte vor, reiche aus, genüge' (ἀρκέσω, ἤρκεσα) wohl aus *ἀρκέι̯ω; ἄρκος n. `Schutz' (Alkman); ἄρκιoς `ausreichend', αὐτ-άρκης `sich selbst genügend', ποδ-άρκης `rnit den Füßen ausreichend, schnell' (s. auch Bechtel Lexil. 279 f.);
lat. arceō, -ēre `verschließen, einhegen; durch Abschluß fernhalten, abwehren, verhindern', arca `Kasten, Kiste, Lade, Geldschrank; Sarg' (eigentlich `Verschluß', vgl. arcānus `unter Verschluß, geheim'; aus dem Lat. stammt got. usw. arka `Kasten, Geldkasten, Arche', ahd. arahha, archa `Arche' und aus dem Germ. wieder aksl. raka `Grabhöhle', apr. arkan Akk. Sg. `Arche'), arx `feste Höhe, Burg', arcera `bedeckter Wagen' (Suffix nach cumera, vgl. WH. I 63) osk. trííbarakavúm `aedificare' (setzt ein *trēbark- `ein Haus einhegen' voraus);
ahd. rigil, mhd. rigel `Riegel', mengl. rail (ags. *reogol), Güntert Kalypso 136;
lit. rãktas `Schlüssel', rakìnti `schließen';
hett. ḫar(k)- `halten, hahen', Götze und Pedersen Muršili 50.
Durch die Bed. wenig empfohlen wird Heranziehung von cymr. archen `Kleidung, Schuh', bret. arc'henna `Schuhe anziehen' (mir. acrann `Schuh, Kleidung' wohl aus arc- umgestellt, Stokes KZ. 41, 381).
Über den von W. Foy KZ. 35, 62 als `Burgberg' gedeuteten apers. Bergnamen arkadri- s. Justi IA. 17, 106 (angeblich (H)ara-kadriš `Bergschlucht'), aber dazu wieder Bartholomae Z. altiran. Wb. 105 Anm. 1, 116.
Gegen Anreihung von slav. račiti `wollen, gönnen' (Bruckner KZ. 45, 108 Anm.) spricht die Bed.
Als Form mit o-Abtönung (oder allenfalls mit or = r̥) gilt lat. Orcus `Unterweltsgott; Unterwelt, Totenreich' (`Verschließer'? unsicher).
Wegen des Bedeutungsunterschiedes ganz fragliche Gleichung; keinen Einwand bietet freilich der nicht ausreichende Anklang von ἄρακος an ὄροβος ἐρέβινθος. Nichtverwandt trotz Fick II4 16, 17 sind gr. ἄρτος `Brot' (dunkler Herkunft, s. Boisacq 84), mir. arbar `Getreide' (s. *ar- `pflugen'), arān `Brot'.
Eine analoge g-Erw. von einer i-Basis bhrei- könnte allenfalls vorliegen in norw. brikja `hoch emporragen, prangen, glänzen', brik `eine große, den Kopf hoch tragende Frau', briken `frisch, lebhaft; prächtig, glänzend, angenehm', brikna `Herrlichkeit, Glanz, Freude' (Wood KZ. 45, 66), wenn nicht etwa `glänzen, hervorleuchten' die Grundlage dieser Bedd. ist.
Ein bhrēi-k- vermutlich in gr. φρί̄ξ, -κός `das Schauern, Aufschaudern, Starren', φρί̄σσω, -ττω, πέφρῑκα `emporstarren; schauern'; cymr. bret. brig `Gipfel' (*bhrīko-).
Thrak. (?) βριλών `Barbier'.
Lat. friō, -āre `zerreiben, zerbröckeln', fricō, -āre `reiben, abreiben' (von einem *fri-co-s `reibend, schabend'), refrīva faba `geschrotete Bohne', frīvolus (aus *frī-vo-s `zerrieben'), `zerbrechlich, wertlos, fade, nichtig'.
Mit frīvolus zu vergleichen ist cymr. briw `zerbrochen; Wunde'; briwo `zerbrechen, schädigen';
mit s-Erweiterung hierher gall.-lat. brīsāre `frangere', frz. briser usw. gallorom. *briscāre `gerinnen', schweiz. bretschi ds. (Wartburg), air. brissid `bricht' (vom Partiz. Pert. *bristo-), mir. bress f. `Lärm, Kampf', breissem ds., air. PN Bres-(u)al (*bristo-u̯alos), corn. mbret. bresel `Streit', bret. bresa `streiten', mir. brise `zerbrechlich', br. bresk ds.; vgl. die Parallelbildungen unter bhreus-2.
Hierzu wohl auch cymr. brwydr `Kampf', air. briathar `Wort' als *bhrei-trā `Streit, Wortstreit' (zu cymr. brwyd `zerrissen, durchlöhert'), vgl. lit. bárti `schelten', refl. `sich zanken', aksl. brati `kämpfen', s. bher-2.
Hierher vermutlich mndl. brīne, nndl. brijn, mengl. brīne, nengl. brine `Salzwasser, Salzlake' (vom scharfen Geschmack wie z. T. slav. bridъ).
Aksl. britva `Rasiermesser', russ.-ksl. briju, briti `scheren', bričь `Rasiermesser'; aksl. bridъ `δριμύς', russ.-mdartl. bridkój `scharf, kalt', skr. bridak `scharf, sauer'; aksl.brъselije `Scherben', russ.-ksl. brъselije, brъselъ `Scherbe' (urslav. also wahrscheinlich* brъselъ) als *bhri-d-selo-.
ĝ-Erw. bhrei-ĝ- vermutlich in lit. brė́žiu, brė́šti `kratzen', Iter. braiž-, -ýti ds., und aisl. brīk f. `Brett, niedrige Bretterwand, niedrige Band'; vgl. die mit *bhrei-ĝ- parallele ĝ-Erw. der einf. Wz. bher- in lett. beriu, berzu, berẑt `reiben, scheuern' und gr. φοργάνη ἡἀραιότης Неs. und die auf eine k-Erw. *bhrei-k- zurückführbare gr. φρίκες χάρακες Неs.; brė́šti nicht besser mit idg. b- zu ags. prica `Punkt', mnd. pricken, mhd. pfrecken `stechen' usw., neben welcher mit anderem Wzlausl. norw. mdartl. prisa `stechen, reizen', preima, preina `necken, reizen' usw. (über Alter und Herkunft dieser germ. Worte steht nichts fest).
gr. γελανδρόν ψυχρόν Hes. ist vielleicht falsch überliefert (WH. I 867); das gallorom. *gelandron `Frost' (Hubschmied VRom. 3, 130) ist besser mit Bertoldi (ZrPh. 56, 187) und Wartburg (s. v. *gelandron) durch Einfluß von lat. gelū auf gallorom. *calandron ds. (mit mediterr. Endung) zu erklären, zu air. caile `(weißer) Fleck'; wieder anders Specht Dekl. 130; über gallorom.*gelabria `Frost' s. Wartburg s. v. *calabra und gelabria; Hubschmid Praeromanica 18 ff.
über lat. glacies s. unten;
anord. kala, kōl `kalt sein, frieren' (unpers. m. Akk. mik kelr), ags. calan ds. (hine oderhim cælþ `ihn friert') mit a durch Umbildung eines Kaus. *kaljan = *golei̯ō `kalt machen', woher auch die impers. Konstruktion mit Akk.; ags. ciele m. (nengl. chill) aus *kali `Kälte'; als Partiz.dazu got. kalds, ahd. (usw.) kalt, nhd. kalt (dazu anord. kelda aus *kaltiōn- `Quelle', finn. Lw. kaltio; mit Ablaut, auf Grund der älteren Form *kul-da- des Partiz., anord. kuldi m. = mnd.külde f. `Kälte'); dehnstufig ags. cōl, ahd. kuoli, nhd. kühl, wovon ags. cēlan, ahd. kuolen, nhd. kühlen, anord. kø̄la ds., schwachstufig anord. kul (kol) n. `kühle Brise', kylr m. `Kälte';
mit gebrochener Redupl. idg. *gla-g- (die Basis scheint also *gelǝ- gewesen zu sein), anord. klaki m. `gefrorene Erdrinde', womit lat. glacies `Eis' unter der Annahme zu verbinden ist, daß *glagiēs nach aciēs (und anderen Worten auf -aciēs) umgestaltet wurde;
hierher auch schweiz. challen `erstarren (von Fett)', ags. cealer, calwer m. `dicke Milch', mnd. keller ds. (`Erstarren' ist zunächst das Erkalten, z. B. von Fett); ahd. chalawa, mhd. kalwe `Schauder', wohl ursprüngl. `sich vor Schauer wie vor Kälte schütteln'; nach Machek (Slavia 16, 195) vielleicht hierher mit expressivem ch- aksl. chladъ `Kühle, Kälte' (*gol-do-).
gr. γελάω, ἐγέλα(σ)σα `lachen', γελαστός `lächerlich', dor. (Pind.) γελᾱνής `lachend, fröhlich' (*γελασ-νής auf Grund von *γέλας, n. zu m. γέλως, ursprüngl. s-Stamm wie κρέας, idg. *ĝele-s, äol. zu γέλος n. umgebildet), γέλως, -ωτος, Akk. γέλω m. `Gelächter' (wohl nach γελάω umgefärbtes *γαλώς = arm. caɫr ds.); γελει̃ν λάμπειν, ἀνθει̃ν Hes.; mit Reduktionsstufe der 1. Silbe Γαλα-τεία Nereidenname (?), γαληνός `heiter, ruhig' (*γαλασνός), γαλήνη (äol. hochstufig γέλᾱνα) `Heiterkeit, Meeresstille';
mit Schwundstufe der 1. Silbe γλη̃-νος n. Prachtstück', γλήνη `Augenstern'.
ĝlǝi- in γλαινοί τὰ λαμπρύσματα Hes., zunächst zu ahd. kleini `glänzend, zierlich, fein' (nhd. klein, in älterer Bed. noch in Kleinod und schweiz. chlein und chlīn, mit unerklärtem ī), ags. clǣne `rein', engl. clean;
mit Formans -u̯o-: ἀγλα[]ός `hell herrlich' (*ἀγα-γλαός?), ἀγλαΐα `Glanz Pracht' (hierher auch ἀγάλλω `verherrliche schmücke, Med. sich zieren, freuen', mit ἀ- == n̥ `ἐν'? Ein anderer Versuch bei Boisacq 5);
über ags. clǣnе `rein', ahd. kleini `glänzend' s. oben;
die keltischen und baltoslav. Farbadjektiva air. gel `leuchtend, weiß', glan `rein', lit.gel̃tas `gelb, blond' usw. möchte ich wegen der germ. Parallelen lieber zur Farbwurzel ĝhel-stellen (s. dort); nur wenn galbus echt lat. wäre, müßte es samt lit. gul̃bis usw. hierher gestellt werden.
maked. βαβρήν `Bodensatz des Öls' Hes.; ob auch γυβᾳ̃ `taucht' Hes.?
anord. kafa `tauchen', kvefja (und kefja nach dem Prät. kōf aus *kvōf) trans. `untertauchen, ersticken', kvafna intrans. `ersticken', kaf n. `Meerestiefe', dann `Untertauchen, Schwimmen unter Wasser'; aschwed. kvaf `Tiefe', anord. kvǣfa (idg. ē!), kø̄fa trans. `ersticken', mhd. erqueben,ersticken' (= anord. kvefja).
Eine vielleicht verwandte, aber nur die Bed. `tief' aufweisende Wurzel *g(ʷ)embh-, *g(ʷ)m̥bh- zeigt das Arische (wobei im Ai. das g der Tiefstufe oder o-Stufe durchgeführt ist, gegenüber av. j der e-Stufe): ai. gabhīrá-, gambhīrá- `tief', gambha-, gámbhan-, gambhára- n. `Tiefe, Abgrund', gabhá- m. `vulva', gabhi-ṣák AV. Adv. vielleicht `tief unten oder innen', av. jaiwi-vafra-Adj. `mit tiefem Schnee', jafra- `tief', jąfnu-š `Vertiefung, Einsenkung'; vgl. Frisk Nominalbildung 30.
Fick setzt die Wurzel *gʷābh- an, was zur Annahme zwänge, daß anord. kvǣfa Ablautsneubildung sei.
Asächs. quappa, quappia, quappo `Aalquappe' (mit bei lautmalenden Worten häufiger Konsonantengemination), daraus mhd. quappe, quape, kobe, nhd. Quappe, holl. kwab(be) `Quappe, Kropf, Wamme', isl kvap, kvapi `Gallert oder gallertartige Dinge', schwed. dial. (s)kvabb `etwas Dickes, Fettes', (s)kvebba `feiste Frau', engl. quab `Morast', quaver `zittern, vibrieren'. Dazu das Verb norw. dial. kvapa `eine Flüssigkeit aussenden', schwed. dial. kvabba, ndd. quabbeln `vor Fettigkeit ziitern';
apr. gabawo `Kröte' (*gʷǝb(h)-);
slav. *gēbā `Kröte': in aksl. žaba, russ. žába, skr. žȁba, usw.
Gr. δέννος `Beschimpfung, Schande' (*gʷendhno-); nach Kuiper Nasalpräs. 65 hierher φθόνος m. `Neid' (Präs. *φθένω aus *gʷdh-en-);
über mhd. quetsen, quetschen `schlagen, stoßen, quetschen' s. Kluge s. v. quetschen;
lit. gendù, gésti `Schaden nehmen, verderben, zugrunde gehen', gadinù, gadìnti `verderben, beschädigen, stören', pagadas `Verderben', lett. ǵinstu, ǵint `zugrunde gehen'.
anord. hā (*hanha-) in hā-mōt m. `Sprunggelenk, Fersengelenk', hā-sin f. `Kniesehne des Hinterbeins bei Tieren, Fersensehne beim Menschen', ags. hōh-sinu f., afries. hō-sene `Fersensehne', ags. hōh `Ferse' (*hanha-), anord. hǣll `Ferse' (*hanhila-), ags. hēla m. `Ferse';
lit. kenklė̃ `Kniekehle', kìnka `ds., Hachse', lett. cinksla `Sehne in der Kniebeuge'.
lat. cunctor `zögere, bin unschlüssig' aus *concitor Frequentativ zu *concō, bzw. Ableit. vom Partiz. *concitos = ai. śaŋkita-;
aisl. hǣtta `wagen' (*hanhatjan-), hǣtta f. `Gefahr, Wagnis', hāski m. ds. (*hanhaskan-); got. st. V. hāhan (Prät. haíhāh) `hängen, in der Schwebe lassen', aisl. hanga (Prät. hekk), ags. hōn (Prät. heng), ahd. hāhan (Prät. hiang) `hängen' (trans.); got. schw. V. hāhan (Prät. hāhaida) `hangen', aisl. hanga, ags. hongian, ahd. hangēn `hangen' (intrans.); Kausativ aisl. hengja, ahd. hengēn `hängen'; ahd. mhd. henken `aufhängen' aus *hengjan, davon nhd. Henkel, schweiz. henkel `Tragriemen', vgl. mhd. hengel `Eisenhaken, Henkel'; dazu wohl ahd. hāhila, -ala f., mnd. hale n. `Kesselhaken' (*hanhilō);
hitt. ga-an-ki (kanki) `hängt'.
av. sah- `pronuntiare', Optat. sahyāt̃, sasti- `Wort, Vorschrift'; sǝ̄nghaitē, apers. ɵātiy `spricht, verkündet' (*ɵa(n)hati);
alb. thom `ich sage' (*k̂ēnsmi), 2. Sg. thua, thue, ablaut. Partiz. than `gesagt' (*thonsno-);
lat. cēnseō, -ēre `begutachten, schätzen', osk. censamur `censetor', censaum `censere', keenzstur, kenzsur (= cēnsor: ai. śaṁstar- `der da rezitiert'), an-censto f. = in-cēnsa `non censa', lat. cēnsus (: ai. śastá-ḥ `gesprochen, gepriesen'), censtom-en `in censum', Kenssurineís Gen. (= Cēnsōrīnus);
abg. sętъ `inquit' (alter Wurzelaorist? Vgl. Meillet, Slave commun2 209).
lit. kráuju, króviau, kráuti `aufeinanderlegen, häufen, packen, laden'; lett. kŕaũnu (kŕauju), kŕãvu, kŕaũt `häufen'; Iter. lit. kráustyti, lett. kŕaũstît `häufen', kravât `zusammenraffen', krauja, kŕava, kŕuva `Steinhaufen'; lit. krūvà (Akk. krũva) `Haufe', kriáutė, kráutė `Bodenraum';
abg. krovъ `Dach' (*krǝu̯o-), ablaut. kryjǫ, kryti `decken, hüllen, verbergen' usw.;
mit s-Erweiterung:
russ. krýša `Dach', serb. krîšom Adv. `heimlich' (usw., ebenso:)
aisl. hreysar Pl. f., hreysi n., neben norw. rūsa, ndd. rūse `Haufe'; aisl. hraun n. `Steinhaufen, steinerner Grund'.
Auf krā[u]- beruht vielleicht lett. krãju, krât `sammeln, häufen', abg. (mit präsensbildendem d) kradǫ, krasti `stehlen'.
Labialerweiterung (-bh-): gr. κρύπτω `verberge', κρυφη̃ `heimlich' u. dgl., κρύβδην ds.;
mit p-Erw. (vgl. oben κρύπτω) lett. krâpju, krâpu, krâpt `stehlen, betrügen', lit. krópti `stehlen'; über got. hrōt und ags. hrōf `Dach' s. unter kred- und k̂rapo-, auch Mühlenbach-Endzelin Lett.-D. Wb. II 269; toch. В kraup-, В krop- `sammeln'; vgl. auch k̂lep-;
für aisl. hraukr, ir. cruach `Haufe' u. dgl., die an sich einer k-Erweiterung unserer Wz. entstammen könnten, s. eine andere Deutung unter sker-, skereu- `drehen'. Im selben Sinne zweifelhaft ist anord. skrūf n. `aufgestapelter Haufe', skrūfr m. `Schopf', norw. dial. skrauv `Schaumgipfel', usw. (hätten bewegliches s-).
Dentalerweiterungen scheinen: aisl. hrauð f. poet. `Brünne', ags. hréad f. `Schmuck'; aisl. hrjōða `decken, schmücken', ags. hréodan ds. (vgl. lit. kráudinu `lasse laden?') neben hyrst m. `Schmuck, Rüstung', ahd. hrust m. ds., ahd. (h)rusten `rüsten'.
ai. śū-ka- m. n. `Stachel eines Insekts, Granne des Getreides', av. sū-kā- f. `Nadel', np. sōzan `Nadel', sōk `Ähre, Granne'; zweifelhaft prākr. osukkai `wetzt, schärft';
lat. cuneus `Keil' (auf Grund von k̂u-no- `Spitze').
ai. cinōti, cikḗti `bemerkt', cití- f. `Verständnis', cí-t f. `Geist, Intellekt': gr. ἀτίζω `beachte nicht' von *α-τι-τ- `nicht achtend';
kʷē[i]-ro- in gr. τηρός `schützend, wahrend', τηρέω `nehme wahr, behüte; beobachte, passe ab, lauere auf, vielleicht auch ai. cāra- m. `Kundschafter, Späher'; darf wegen ai. cā́yati `hat Besorgnis' mit Tiefstufe auch gr. τετίημαι `bin betrübt', τετιηώς `furchtsam, betrübt' angereiht werden? Zu *kēi- `bewegen' (oben S. 538 f.) gehört kē[i]so-, kē[i]sā `Zeit' in aksl. časъ m.: alb. kohë, Jokl Mel. Pedersen 1591 f.
B. Ai. cáyatē `racht, straft', cētár- `Rächer', ápa-citi- f. `Vergeltung' (= ἀπότισις, τίσις);
av. kāy- `vergelten, büßen', z. B. čikayat̃ `soll büßen, strafen, rächen', pairi-ā-kayayanta `sie sollen als Buße auf sich nehmen', kaēnā- f. `Buße' (= ποινή, sl. cěna, vgl. auch lit. káina), npers. kīn- `Feindschaft, Haß, Zorn', av. kāɵa- n. `Vergeltung', čiɵi- f. `Sühne durch Geld', čiɵā `ds., Strafe', osset. čithä `Ehre' (wie τιμή);
gr. τίω und τί̄ω (ark. τείω Umbildung nach ἔτεισα, τείσω), Fut. τί̄σω, Aor. ἔτισα, Partiz. Pass. τετῑμένος `schätzen; hochschätzen, ehren', πολύ-τῑτος `hochgeehrt', ἀτίετος `ungeehrt; nicht ehrend';
hom. τί̄νω, att. τί̆νω (*τιν-ω) `büße, bezahle', Med. `lasse zahlen oder büßen, strafe' τινύμεναι (Eur. Or. 323), hom. τείνυται (wie kret. ἀποτεινύτω nach ἔτεισα, τείσω); Fut. τείσω, Aor. ἔτεισα (thess. πει̃σαι, kypr. πείσει u. dgl.), τίσις `Zahlung, Buße, Strafe, Rache', ποινή `Sühne, Strafe, Rache' (daraus lat. poena); τῑμή `Schätzung; Ehre; Buße, Strafe', ἄτῑμος `ohne Entgelt; ungeehrt';
wahrscheinlich mir. cin, Gen. cinad `Schuld' (*kʷinu-t-s, vgl. τίνυ-ται);
lit. káina `Wert, Preis'; apr. er-kīnint `(vom Teufel) befreien';
abg. cěna `τιμή Ehre, Preis', cěniti `τιμα̃σθαι schätzen', ō-stufig abg. kajǫ, kajati sę `Reue fühlen', pokajati sę `Buße tun', okajati `bejammern', russ. kájatь `tadeln', -sja `Reue empfinden'.
Wurzelerweiterung kʷeis-, kʷeit- (vgl. oben ai. cít, cití-):
Air. ad-cī (*kʷis-e-t) `sieht', cīall f. `Verstand' = cymr. pwyll, bret. poell ds. (*kʷeis-lā), usw. (Lewis-Pedersen 350);
ai. cḗtati, cíkētati `hat acht auf etwas, nimmt Wahr', Perf. cikḗta, Partiz. cikitván `verstehend, wissend', av. čikiɵvā̊ `überdenkend, überlegend', ai. cítti- f. `Denken, Einsicht', av. čisti- ds., ai. cintā́ `Gedanken, Sorge';
abg. čьtǫ, čisti `zählen, rechnen, Geschriebenes lesen; ehren', *kʷi-t-ti- > čьstь (= ai.cítti-ḥ) `Verehrung, Ehre'; mit anl. s- lett. šḱìetu, šḱitu, šḱist `meinen', Impers. `scheinen', skaitît `zählen, Gebete aufsagen', lit. skait-aũ, -ýti `zählen, lesen'.
lit. laz-d-à `Stock, Haselstrauch', lett. lazda `Haselstrauch', lagzda ds. (*laz-g-da), sekundär lę(g)zda ds., apr. laxde f. ds., kel-laxde `Speerschaft';
slav. lěs-k-a f. in serb. lijèska `Haselstaude', poln. las-k-a `Stock';
unsicher ob hierher aksl. loza `Weinrebe, Schößling', serb. lòza ds., usw. (*lǝĝā); s. auch unter loĝ- `Rute, Gerte'.
lett. lę̂zns `flach', lẽzêt, lēžât `rutschen', lit. lė̃kštas `flach', lúožas `Niederbeugen des Getreides', jünger ložė̃ ds.; apr. līse `kriecht';
slav. (abg. usw.) lězǫ, lěsti `kriechen, schreiten, steigen', zu russ. lazína `Gereut', skr. lȁz `Steig' usw.
Ist lēĝh- eine Variante von legh- `liegen'?
schwundstufig ai. r̥hánt- `schwach, klein' (`*leicht'); av. rǝnjaiti, rǝnjayeiti `macht leicht, flink, läßt sich bewegen', ai. ráṁhatē, ráŋghati, láŋghati `rinnt, eilt, springt auf, springt über';
gr. ἐλαχύς `gering', Kompar. ἐλά̄σσων, att. ἐλά̄ττων (mit sekundärem ᾱ, s. Schwyzer Gr. Gr. 1, 538 und Anm. 4), Superl. ἐλάχιστος (ἐλαχύς aus idg. *legʷhú-, wie slav. lьgъkъ und kelt. *lag-; ai. laghú- vielleicht ebenso oder hochstufig wie lat. levis); ἐλαφρός `leicht, flink' (wohl aus*lṇgʷhrós = ahd. lungar); nach Schwyzer Gr. Gr. 1, 302 jedoch kontaminiert aus *ἐλαχρός(= ahd. lungar) und *ἐλαφός (aus *-χος = lit. leñgvas); vielleicht ion. λωφα̃ν `sich erholen, ausruhen, nachlassen, trans. erleichtern, entlassen, befreien';
illyr. lembus (*lengʷho-s) `leichtes Fahrzeug', daraus gr. λέμβος, lat. lembus ds.; oberital. FlN Lambrus (: ἐλαφρός), Krahe, Gymnasium 59 (1952), 79;
lat. levis `leicht, schnell, leise' (beruht auf dem f. *legʷhu̯ī zum m. *legʷhú-s);
air. Kompar. laigiu (und laugu) `kleiner, schlechter' = mcymr. llei, ncymr. llai `minor', corn. le ds. bret. -lei in abret. nahu-lei `nihilominus' (urkelt. *lag-i̯ōs, idg. *legʷh-, s. oben), Superl. air. lugimem und lugam, mcymr. lleiaf, abret. lau, mcymr. llaw `klein' (daraus mir.lau, lū ds.), air. lagat `parvitas'; air. lingim `springe' (Prät. leblaing mit analogischer Nachahmung der p : b-Reduplikation), air. lēimm, cymr. usw. llam `Sprung' (*lṇg-smen-);
got. leihts, ags. léoht, aisl. lēttr, ahd. līht(i) `leicht', nndl. licht n. `Nachgeburt' (*linχta-, idg. *lengʷh-to-); as. lungor, ahd. lungar `schnell', ags. lungre Adv. `schnell, bald' (*lṇgʷhro-, s. oben); ahd. gilingan `vonstatten gehen, Erfolg haben, gelingen', mhd. lingen `vorwärtskommen';
lit. leñgvas, lengvùs, lett. liêgs `leicht';
aksl. lъgъkъ (*legʷhu-, s. oben) `leicht', lьgota `Leichtigkeit', aksl. (je) lьzě `es ist erlaubt' (Dat. Sg. zu lьga), po-lьdza, po-lьza `Nutzen', russ lьzja, alt lьzě `es ist möglich, man darf', neben lьga, ds. (usw.).
2. Hierher auch Bezeichnungen der Lunge (leichter als die übrigen Fleischteile, schwimmt im Wasser oben): ahd. lungūn Pl., ags. lungen, anord. lunga n. `Lunge', engl. lights `Tierlungen', russ. lëgkoje `Lunge'; daher auch arm. lanjk` `Brust' (älter `*Lunge'; *lṇgʷhi̯o-).
mir. lían (*lei-no-) `sanft'; léine f. `Hemd' (`*weiches Untergewand');
mhd. lī̆n `lau, matt', ahd. Lino PN, nld. lenig `geschmeidig', aisl. linr `zart, weich, schwach'; lina `lindern, nachlassen';
got. af-linnan `ablassen, fortgehen', aisl. linna `aufhören lassen, hemmen', ags. linnan `aufhören', ahd. bi-linnan `weichen, aufhören', mit -nn- aus -nu̯-;
aisl. lǣ n. (*laiwa-) `Schade, Unglück, Betrug', ahd. Gen. lēwes `leider', ags. lǣw `Verstümmelung'; ags. as. lēf `schwach' (*lēi-bho-);
aus dem Nebeneinander von got.-nord. lit- (in got. leitils `klein, wenig', aisl. lítill ds., afries. lītik, bair. dünn-leizig, aisl. Adverb lítt `wenig, schlecht') und westgerm. lut- (in asächs. luttil, ahd. luzzil, liuzil `klein', ags. lȳtel ds.) ergibt sich, daß lei- aus *el-ei-, daneben leu- aus *el-eu- entstanden sein müssen;
lit. leĩlas `dünn, schlank' (aus *leĩras, zu gr. λειρός), lett. liẽls `groß' (`*schlank'), mit anderen Suffixen lit. leĩnas, leĩtas `schlank', ablaut. láinas ds.; líebas `mager, dünn', ablaut. láibas `zart, dünn, schlank';
ksl. liběvъ, libavь, libivъ `mager', serb. linjati `schwinden', linjati se `mausern', Denomin. von *lein- (: lit. leĩnas), slov. liliti `häuten' (: lit. leilė́ti `mager werden'), leviti se `sich häuten' (: lit. láibinti `dünner machen');
toch. A lalaṃsk-, В lalaṃske `zart'.
b. s-Erweiterung leis-, lois- in:
gr. λιαρός `milde, lind' (*lisero-s), λοι̃σθος `der zurückbleibende, hinterste, letzte', λοίσθιος ds., vielleicht aus *λοιhιστος, Superlativ zu *λοιhις
= germ. *laisiz `weniger, minder', ags. lǣs, nengl. less, as. lēs ds., Kompar. ags. lǣssa (*laisiza), afries. lessa, Superl. ags. lǣst und lǣrest, engl. least, afries. lērest und lēst, zu krimgot. lista `wenig'; ahd. līso Adv. `leniter', mhd. Adj. und Adv. līse, nhd. leise; ags.ge-līsian `schlüpfen, gleiten';
lit. líesas, lett. líess `mager'; lit. líesti und lýsti `mager werden', lett. líest ds.
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